Foto: www.odenwaldkreis.de Die hessische Landesregierung verweigert der vom Kreistag einstimmig beschlossenen und von der Bildungseinrichtung angestrebten Umwandlung der Michelstädter Theodor-Litt-Schule in eine Neue Mittelschule zumindest zum Schuljahresbeginn 2010/2011 ihre Genehmigung. Dies ist jetzt bei der Sitzung des Schul- und Kulturausschusses des Kreistags als Ergebnis eines Gesprächs bekanntgeworden, das TLS-Schulleiter Dieter Weis vergangene Woche in Wiesbaden führte. Eine schriftliche Entscheidung des Kultusministeriums liegt noch nicht vor.
Weis und Oliver Grobeis, Leiter der Odenwälder Schulverwaltung, legten gestern auf ECHO-Nachfrage die Begründung des Kultusministeriums für dessen ablehnende Haltung dar. Demnach sei der in Michelstadt ins Auge gefasste Schulversuch in Teilen deckungsgleich mit dem von der Landesregierung jüngst vorgestellten Modell einer Mittelstufenschule. Unter deren Dach sollen Haupt- und Realschulen im Bundesland künftig die Möglichkeit erhalten, ihre Bildungsgänge zusammenfassen. Details sind noch zu klären, deswegen solle sich auch die TLS mit ihrer Umwandlung bis August 2011 gedulden.
Ein solcher Zusammenhang zwischen einer Änderung der Landesgesetzgebung und dem in Michelstadt angestrebten Versuch wird freilich beim Schulträger Odenwaldkreis nicht gesehen: Die Realisierung des bei der TLS favorisierten Modells ist nach Einschätzung des Schul- und Kulturausschusses unabhängig davon möglich, schreibt dazu etwa die SPD-Kreistagfraktion.
Zurzeit ist die Litt-Schule eine verbundene Haupt- und Realschule mit Förderstufe in den Jahrgängen fünf und sechs. Die angestrebte Veränderung sieht dagegen vor, dass die Schüler gemeinsam bis zur Jahrgangsstufe acht lernen. In den Hauptfächern erfolgt eine Differenzierung in A-, B-, und C-Kurse. Die Entscheidung zum Besuch der weiterführenden Schulen wird am Ende der achten Jahrgangsstufe getroffen. Von der Schlüssigkeit dieses Konzepts sind die Verantwortlichen überzeugt: ,,Wir werden unsere pädagogische Ausrichtung und Arbeit jedenfalls am Modell der Neuen Mittelschule orientieren", sagte dazu Schulleiter Weis.
Seine Unterstützung hat der Schul- und Kulturausschuss in eine von SPD, Grünen und ÜWG - CDU-Parlamentarier waren nicht anwesend - verabschiedete Resolution gepackt: Darin wird das Kultusministerium auffordert, die TLS noch 2010 mit dem Schulversuch beginnen zu lassen. In ihrer Mitteilung artikuliert die SPD-Kreistagsfraktion zudem ,,Unverständnis und Empörung" über die Entscheidung der Landesregierung. ,,Eine zeitliche Verzögerung wird für die Theodor-Litt-Schule nachteilige Folgen haben", so Raoul Giebenhain, Vorsitzender des Schulausschusses.
Das Gremium erkennt eine Benachteiligung des Standorts Michelstadt und hält in der Resolution fest: ,,Die Attraktivität der Theodor-Litt-Schule wird, da sie in Konkurrenz mit dem Gymnasium Michelstadt und der Schule am Sportpark in Erbach steht, zurückgehen. Der Kreis als Schulträger sieht ferner erhebliche Probleme hinsichtlich der Schülerbeförderung und der nachhaltigen Steuerung der Schülerströme."
Zu sehen ist dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Erbacher Schule am Sportpark - wie viele andere Haupt- und Realschulen - ihre Umwandlung in eine Integrierte Gesamtschule beantragt hat. Für diese nach den Sommerferien greifende Veränderung hat Kultusministerin Dorothea Henzler bereits grünes Licht signalisiert. TLS-Leiter Weis sieht seine Schule insofern ins Hintertreffen geraten, als ursprünglich die Anträge auf Umwandlung beide Bildungseinrichtungen miteinander verknüpft waren und vom Kreistag im Paket verabschiedet wurden.
Quelle: Echo-online.de