Foto: Rolf Wilkes „Aus Müll wird Energie. Der Umwelt zuliebe“. Unter diesem Motto betreibt der Zweckverband Abfallverwertung Südhessen – kurz ZAS – das 1967 für rund 230 Millionen DM errichtete Müllheizkraftwerk an der Frankfurter Straße in Darmstadt. Träger des ZAS sind neben der Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg der Müllabfuhr-Zweckverband Odenwald. Die Geschäftsführung besorgt die HEAG Südhessische Energie AG (HSE).
Was passiert und wie mit dem im Odenwald eingesammelten Hausmüll verfahren wird, wenn er in Darmstadt landet, das wollten Parlamentarier der SPD-Kreistagsfraktion bei ihrer Besichtigungstour am vergangenen Donnerstag (28.10.) erkunden.
Dr. Julia Klinger von der ZAS-Geschäftsführung und SPD-Fraktionschef Günter Verst, seines Zeichens einer der beiden stellvertretenden Verbandsvorsitzenden des ZAS, informierten dazu an Ort und Stelle. So läuft der Betrieb – wen wundert’s – ununterbrochen an 365 Tagen im Jahr. Die Müllentsorgung für unsere Wohlstandsgesellschaft fordert ihren Tribut: Bis zu 212.000 Tonnen Abfall werden jährlich im Darmstädter Müllheizkraftwerk verbrannt und zum großen Teil in Energie verwandelt. Mit den Kooperationspartnern Riedwerke Groß-Gerau und den Landkreisen Bergstraße, Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis, die anteilig Hausmüll anliefern, umfasst die Müllentsorgung sechs Landkreise und eine Großstadt; insgesamt über eine Million Einwohner in 75 Kommunen. „Unsere Anlage ist momentan gut ausgelastet“, hören die Parlamentarier von Dr. Klinger weiter, „aber im kommenden Jahr fallen 30 000 Haushalte bei einem unserer Kooperationspartner weg, der seine umgebaute Anlage wieder in Betrieb nimmt. Dazu kommt ein Preisverfall durch Überkapazitäten am Entsorgungsmarkt, was wir ebenfalls bewältigen müssen. Und auch der vermehrte Plastikanteil im Hausmüll macht Probleme, da bei der Verbrennung aufgrund des höheren Heizwertes die Mengenbeschränkung für die freigesetzte Wärme unserer Anlage tangiert ist“, so Dr. Klinger weiter. Das Müllheizkraftwerk Darmstadt zeichnet eine aufwendige, hocheffiziente Rauchgasreinigung aus, wie überhaupt nur ein Drittel der Anlage auf die Müllverbrennung entfällt. Zwei Drittel nimmt das umweltgerechte Behandeln von Rauchgasen und Reststoffen ein. Nach dem Verbrennungsprozess bei mindestens 850 Grad Celsius, durchschnittlich 1003 Grad Celsius, verbleibt im Wasserbad abgekühlte Schlacke. Metalle und andere Wertstoffe werden aussortiert und die so behandelte Schlacke landet auf der Deponie. Immerhin noch 60.000 Tonnen pro Jahr. Was vielfach unbekannt ist: auch private Anlieferung per Pkw ist möglich. Das kostet für eine Kofferraumladung derzeit 12,50 €. Dominierend allerdings die nicht abreißende Kette großer Müllfahrzeuge, die ihre Last in den Verbrennungsbunker kippen. Pro Tag sind das etwa 150 Müllfahrzeuge. Unter ihnen viele Lkw des Odenwälder Müllentsorgers RESO. So trägt der Hausmüll aus dem Odenwald unter anderem zur Stromerzeugung in einer Dampfturbine bei oder auch als Fernwärme beispielsweise zur Beheizung der städtischen Krankenanstalten oder dem Nordbad in Darmstadt. Eine gute Sache, fanden die Vertreter der SPD-Kreistagsfraktion aus dem Odenwaldkreis. Interessantes am Rande: Am Hochschornstein des Müllheizkraftwerkes nistet ein Wanderfalke, der hilft, das Problem mit ätzendem Taubenkot in Griff zu kriegen. –rw-