Mit ihrem Antrag zur Einberufung einer Gersprenztalbahnkonferenz greift die Fraktion DIE LINKE ein Thema auf, mit dem wir uns bereits seit geraumer Zeit und im ständigen Austausch mit unseren SPD-Gemeindevertretern im Gersprenztal beschäftigen. Bis 1963 stellte die Gersprenztalbahn den Öffentlichen Personennahverkehr im oberen Gersprenztal zwischen Reinheim, Groß-Bierberau, Brensbach und Reichelsheim sicher. Aktuell richten sich die Bemühungen des Bündnisses zum Erhalt eben dieser Bahnstrecke vor allem auf Reinheim und Groß-Bieberau. Viele Befürworter denken jedoch über die Kreisgrenze hinweg weiter.
So hat die Brensbacher Gemeindevertretung bereits am 24. Januar dieses Jahres bei nur einer Gegenstimme eine entsprechende Resolution fraktionsübergreifend beschlossen.
Wir als SPD-Kreistagsfraktion haben von Anfang erklärt, dass wir eine Stärkung des Schienenverkehrs in der Region, die stetige Weiterentwicklung der Odenwaldbahn und in diesem Zusammenhang gegebenenfalls auch eine Reaktivierung der Gersprenztalbahn begrüßen.
Ich möchte an dieser Stelle jedoch ausdrücklich betonen, dass wir im ersten Schritt von einer Reaktivierung des Streckenabschnitts zwischen Reinheim und Groß-Bieberau sprechen. Das Groß-Bieberauer Parlament hat am 11. Februar 2019 jedoch einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der es heißt, dass eine Reaktivierung der Strecke auf der derzeit vorhandenen Trasse abgelehnt wird.
Das Ansinnen der Fraktion DIE LINKE, das nun darauf abzielt, dass der Odenwaldkreis in dieser Situation die Initiative zur Einberufung einer Gersprenztalbahnkonferenz ergreifen soll, ist unserer Auffassung nach nicht zielführend. Es muss der Landkreis Darmstadt-Dieburg und es müssen die betroffenen Gemeinden dort sein, die eine Reaktivierung forcieren. Wir aber sollten uns dringend davor hüten, die Kolleginnen und Kollegen vor Ort mit einer solchen Formulierung zu bevormunden.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch betonen, dass für uns als Odenwälder SPD-Kreistagsfraktion keine Abwägung zwischen einer Reaktivierung der Gersprenztalbahn und dem dringend notwendigen Bau einer Umgehungsstraße um Groß-Bieberau besteht. Das Eine schließt das Andere nicht aus. Straße oder Schiene ist im Odenwald die falsche Antwort. Wir brauchen beides. Ziel muss es sein, den ländlichen Raum sowohl als Wohnraum, als auch für Arbeitgeber durch bessere Anbindung noch attraktiver zu machen.
Ich komme zum Schluss und möchte noch einmal betonen, dass wir trotz unserer positiven Grundhaltung dem Ursprungsantrag unsere Zustimmung nicht geben können, da eine Initiativfestlegung in Richtung des Odenwaldkreises einer Bevormundung der gewählten Mandatsträgerinnen und Mandatsträger in Darmstadt-Dieburg gleich kommt.
Dem Beschlussfassungsvorschlag des Haupt- und Finanzausschusses, den wir ja selbst dort auf den Weg gebracht haben und in dem der Odenwaldkreis eine positiv-begleitende Rolle im weiteren Reaktivierungsprozess der Gersprenztalbahn einnimmt, können wir uns hingegen anschließen.
Raoul Giebenhain, SPD-Fraktionsvorsitzender, in der Kreistagssitzung am 9. September 2019.