Offener Brief an Herrn Bürgermeister Harald Buschmann vom SPD-Unterbezirksvorsitzenden Detlev Blitz

Veröffentlicht am 15.02.2011 in Kommunalpolitik

Sehr geehrter Herr Buschmann,

es ist eigentlich nicht meine Art, sonderbare oder skurrile Verhaltensweisen von Zeitgenossen zu kommentieren, doch manchmal kommt es zu Erlebnissen, die es geradezu notwendig machen, einen aufklärerischen Kontrapunkt zu setzen. Bei Ihrer Haushaltsrede am letzten Montag war es dann wieder einmal so weit: ich dachte, ich höre nicht richtig und in mir stieg langsam die Gewissheit auf, Zeuge eines historischen Ereignisses zu sein. Zugegeben – das historisch Einmalige ist, wie wir beide wissen, allein durch die geografische Einschränkung stark begrenzt und deshalb auch nicht von solcher Bedeutung, dass es überregionalen Ansprüchen genügen würde.

Trotzdem war meine Überraschung über Sie und Ihre Rede groß, ich hätte mir zuvor nicht vorstellen können, dass Sie zu solchen Leistungen fähig sind. Dies vor allem deshalb, da Sie sich in der Vergangenheit eigentlich immer auf sehr bekannten CDU-Terrain bewegt haben, welches sich doch bekanntlich durch geradlinige Ordnung und begrenzte Weite, aber eben nicht durch überraschende Wendungen und humorvollen Esprit auszeichnet.

Und nun plötzlich: der neue Buschmann. Nach zwei Sätzen war klar, dass alle Kreistagsmitglieder ungewollt Zeugen einer wundervollen Metamorphose wurden. Gleichsam wie ein Schmetterling erhoben Sie sich über die gewohnte und damit auch eigentlich verlässliche Argumentationsweise ihrer Partei und hoben zu einer in diesem Gremium selten gehörten Lobhudelei an. Ich gestehe, dass es mir in der Vergangenheit manchmal etwas peinlich war, wenn Frauen oder Männer aus der eigenen Partei zu Lobeshymnen über sich selbst anhoben - aber bei was für einer für nicht möglich gehaltenen Steigerung wurde ich den nun plötzlich ungewollt Zeuge.

Mit einem Mal wurde mir auch der Sinn Ihrer letztjährigen Rede deutlich. Die sehr hart, ja fast möchte man sagen, verletzlich vorgetragene Kritik hatte einen fast schon genialen Plan im Hintergrund, so vermute ich. Durch die ungerechtfertigten und bewusst falschen Beschuldigungen des Vorjahres wurde sozusagen erst der Boden bereitet für die Wahrnehmung Ihres wahren Charakters. Sie haben es geschafft, die größtmögliche Distanz zwischen zwei völlig unterschiedliche Reden zu legen, um damit das Maß an Aufmerksamkeit auf das Optimale zu erhöhen. Ich kann mich noch gut erinnern: vor einem Jahr wurde von Ihnen der Begriff der „Provinzialität“ gedreht und gewendet, bis jedem Zuhörer klar wurde, mit welcher dilettantischen Politik im Odenwald Sie hier gerade abrechneten. Das hat damals gesessen! Und dieses Jahr: kann es größeres Lob geben als Ihre Bestätigung der Wandlung, der positiven Veränderung. Die Provinzialität hat sich nach Ihrer Deutung nun in Genialität, ja in ein kosmopolitisches Verständnis unserer kommunalen Lage verwandelt. Und Sie sind der Einzige, der dies erkennt. Welche Größe, was für eine Höchstleistung an politischem Intellekt! Chapeau – das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.

Vor allem haben Sie mich, sehr geehrter Herr Buschmann, sehr überrascht, da Sie dieses Prinzip scheinbar auch in Ihrem konkreten Verantwortungsbereich erfolgreich anwenden. Jetzt erst habe ich verstanden, wie man eigentlich erfolgreiche Kommunalpolitik in einer Kommune gestaltet. Es ist diese von Ihnen erfundene geniale Idee, die erklärt, warum Erbach voller Probleme ist und nicht einmal Ihre eigene Partei Ihre Wiederwahl unterstützt. Es ist ein genialer politischer Schachzug, der sich hier offenbart: Sie schaffen erst das Chaos, das Sie dann in Ihren Versprechungen zur Wiederwahl beseitigen wollen. Besser geht es wirklich nicht, einfach genial!

Ich muss gestehen, sehr geehrter Herr Buschmann, dass es mir persönlich sehr schwer fällt, gegen diese Strategie anzukommen. Zwangsläufig müssen doch alle realitätsbezogenen Argumente oder überdachten Abwägungen als völlig farblos und banal erscheinen. Auch waren wir doch immer bemüht, das Chaos möglich klein zu halten und haben damit aus Ihrer Sichtweise doch zwangsläufig den Unterhaltungswert unserer Politik und unserer Argumente aufs Spiel gesetzt.

Ich muss Ihnen aber trotzdem gestehen, dass sich bei Abwägung aller Aspekte meine Bewunderung für Sie doch in Grenzen hält. Ich bleibe lieber bei meinem alten Leitspruch „Ehrlich währt am längsten!“. Ich gebe zu, das klingt ziemlich konservativ ... uuups .... jetzt haben Sie es ja schon wieder geschafft.

Mit vielen Grüßen

Detlev Blitz

 

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