Bürgermeisteramt: Sozialdemokraten nominieren Verwaltungsfachfrau aus Gumpersberg für Urnengang im März
ERBACH. Die Erbacher SPD setzt auf Frauen-Power: Die 47 Jahre alte Martina Köllner tritt bei der Bürgermeisterwahl am 11. März 2012 für die Sozialdemokraten gegen Amtsinhaber Harald Buschmann (CDU) an. Im Falle ihres Wahlsiegs wäre sie die erste Frau an der Spitze einer Odenwaldkreis-Kommune.
Den Weg für Köllners Kandidatur geebnet hat eine Mitgliederversammlung, an der rund 40 stimmberechtigte Personen teilnahmen. Das einhellige Votum bei nur einer Enthaltung bestärke den Vorstand in seiner Überzeugung, dass die im Bad Königer Stadtteil Gumpersberg wohnende Sozialpädagogin die Richtige sei, sagte der stellvertretende Vorsitzende Rolf Wilkes am Donnerstagabend im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Nominierung vorausgegangen war das Einsetzen einer Findungskommission und die einstimmige Empfehlung des Vorstands. Weitere Bewerbungen habe es nicht gegeben. Köllner, die seit zehn Jahren der SPD angehört und in der vergangenen Legislatur im Bad Königer Parlament politische Erfahrung sammelte, ist bisher vor allem auf Kreisebene in Erscheinung getreten. Seit fünf Jahren ist sie stellvertretende Vorsitzende im Unterbezirk Odenwald und seit 2002 Vorsitzende der sozialdemokratischen Frauen.
Große Versprechungen seien nicht ihre Sache; statt mit Themen werde sie schwerpunktmäßig mit einem neuen Politikverständnis in den Wahlkampf ziehen, kündigte Köllner an. Dabei setzt sie auf ihre "Kraft und den Willen, unter Beteiligung der Bürger die Zukunft der Stadt Erbach gestalten" zu wollen. Dabei zugute kämen ihr "vielfältige Verwaltungserfahrungen"; derzeit ist sie im Landratsamt Abteilungsleiterin der Kinder- und Jugendförderung.
"Meine Erfahrung im Umgang mit Menschen und mein Verwaltungs- und Finanzwissen qualifizieren mich für das Bürgermeisteramt", fasste sie ihre Bewerbung zusammen. Gefragt seien Kommunikationsfähigkeit und kreative Lösungskompetenzen, um Erbach voranzubringen. Wilkes lobte sie als eine Person, "die ehrlich und zuverlässig ist, Konflikten nicht aus dem Weg geht, aber konsensfähig ist und Teamarbeit schätzt".
Köllner kündigte an, die Einwohner mit dem Instrument eines Bürgerhaushalts an relevanten Entscheidungen zu beteiligen: "Ich kann mir gut vorstellen, Beiräte zu gründen in den Bereichen, in denen mehr passieren muss". Als Beispiel nannte sie die Familien- und Jugendarbeit, die mit Blick auf den demografischen Wandel an Bedeutung gewinnen werde. "Es geht darum, gemeinsam eine Vision zu definieren: Wo wollen wir in zehn bis 15 Jahren stehen; wie soll Erbach einmal aussehen?"
Angesichts der beengten Finanzspielräume möchte Köllner die Bürger nicht nur bei Entscheidungen über Prioritäten in den sogenannten freiwilligen Leistungen einbeziehen: "Alles kommt auf den Prüfstand, auch Ausgaben in den Pflichtbereichen. Der Bürger soll nicht länger das Gefühl haben, alles werde über seinen Kopf hinweg entschieden." Folglich laute ihr Slogan für den Wahlkampf: "Erkennen, beteiligen, handeln". Erlaubt sein müssten Fragen wie „Tun wir die richtigen Dinge und wie wirkungsvoll sind sie?“ Um etwas zu erreichen, setzt die Bewerberin auch auf ihre Vernetzung mit relevanten Stellen wie der Interessengemeinschaft Odenwald, in der sie Mitglied ist. "Auch die interkommunale Zusammenarbeit ist verbesserungswürdig", ergänzt Wilkes.
Im Falle eines Wahlsiegs will die Kandidatin in die Kreisstadt umziehen, was ihr Ehemann und die 20 Jahre alte Tochter unterstützten. Abschließend fügte Martina Köllner hinzu: Erbach sei ihr bestens vertraut, habe sie doch bereits während ihrer Studienzeit Mitte der achtziger Jahre Erfahrungen beim Aufbau des elterlichen Geschäfts im Stadtzentrum gesammelt.
Quelle: Odenwälder Echo.